Forschungspreis 2019 Stechmückenbekämpfung mit Bacillus thuringiensis israelensis (Bti) – ökologische Effekte auf die Nahrungskette in Feuchtgebieten und Akzeptanz von Alternativen in der Bevölkerung

Der H&W-Forschungspreis 2019 geht an Stefanie Allgeier von der Universität Koblenz-Landau. In ihrer Dissertation hat sie die ökologischen Folgen der Stechmückenbekämpfung mit dem biologischen Insektizid Bacillus thuringiensis israelensis untersucht. Obwohl negative Folgen für die Ökosysteme vermutet werden, wird Bti im Ausland und in der Schweiz auch in geschützten Feuchtgebieten ausgebracht. In der vorliegenden Arbeit werden sowohl direkte als auch indirekte negative Auswirkungen der Anwendung von Bti nachgewiesen. Die unbeabsichtigte massive Dezimierung der nicht stechenden Zuckmücken durch Bti hat beispielsweise direkte negative Folgen für Molcharten. Denn diese ernähren sich überwiegend von Zuckmücken-Larven. Damit der Einsatz von Bti – insbesondere innerhalb von Schutzgebieten – minimiert werden könnte, hat Frau Allgeier Alternativen untersucht. Dabei verliefen die Versuche mit CO2-Fallen sehr erfolgreich. Wir gratulieren Frau Allgeier zu ihrer exzellenten Arbeit!
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In einem aufwändigen Freilandversuch testete er an 48 Standorten die Vor- und Nachteile verschiedener Verfahren zur Ansaat artenreicher Wiesen vom Typ Fromentalwiese. Unter anderem liefert er klare Argumente dafür, anstelle einer Samenmischung frisches Schnittgut einer hochwertigen Spenderfläche zu verwenden.

Nur auf diese Weise gelangen nebst den Pflanzenarten sofort auch wirbellose Tiere auf die neue Fläche. Die Untersuchungen zeigen, dass mit dem Schnittgut pro Quadratmeter durchschnittlich neun Insekten-Individuen übertragen werden, insbesondere Käfer und Spinnen. Worüber bisher erst spekuliert wurde, ist dank der Arbeit des Preisträgers nun gut belegt.


Der Ausgangszustand von Pflanzen und bodenbewohnenden Wirbellosen (vertreten durch Laufkäfer und Spinnen) wurde 2018 erhoben, d. h. ein Jahr vor der Renaturierung. Im Frühsommer 2019 haben wir 48 Wiesen renaturiert und zusätzlich Proben von Wirbellosen aus dem Heu der Mahdgutübertragung genommen. Ein Jahr nach der Renaturierung (2020) haben wir erneut Erhebungen zu Wirbellosen und zwei Jahre nach der Renaturierung (2021) haben wir erneut Vegetationserhebungen auf den renaturierten und den Kontrollwiesen durchgeführt.

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Je produktiver eine Rasse ist, desto selektiver wählt sie ihre Futterpflanzen aus. Die produktiven Rinder verzehren vor allem nährstoffreiche, leicht verdauliche Futterpflanzen, wohingegen die Extensivrinder auch Borstgras, Disteln und andere unattraktive Pflanzen fressen. Dadurch verringern sie die Dominanz von Problempflanzen. Das fördert sowohl die Futterqualität als auch die Artenvielfalt der Weide, denn auf den Weiden der produktiven Rinder verdrängen Problempflanzen häufiger andere Arten. Ausserdem nutzen die extensiven Hochlandrinder die Weidefläche besonders gleichmässig. Sie halten sich öfter als die produktiven Rassen an steilen Flächen mit geringer Futterqualität auf. So entstehen auf den Hochlandrinder-Weiden weniger artenarme Lägerstellen.

Schliesslich trägt auch das Fell der Hochlandrinder zur hohen Artenvielfalt der Weiden bei. Viele Wiesenpflanzen, die ihre Samen im Fell von Tieren ausbreiten, sind seit dem fast vollständigen Verlust der Wanderschäferei gefährdet. Das lange, wollige Fell der Hochlandrinder, in dem Pflanzensamen gut haften, leistet hier einen wertvollen Beitrag zur Biotopvernetzung.

Die Meta-Analyse hat gezeigt, dass die Saatgutquelle bei der Wiederherstellung von Grünland eine wichtige Rolle spielt, während unterschiedliche Intensitäten der Bodenstörung oder verschiedene Ansaatmethoden (in Form von Mahd- oder Saatgut) keine Rolle auf die Pflanzenvielfalt spielen. Wir haben auch festgestellt, dass nur wenige Renaturierungsstudien sich mit Invertrebraten auseinandergesetzt haben. Mit den Renaturierungssexperimenten konnten wir zeigen, dass Wirbellose erfolgreich mit dem Mahdgut übertragen werden können und dass es keine mittelfristigen negativen Auswirkungen auf die bodenbewohnende Wirbellosengemeinschaft aufgrund von Bodenstörungen im Zusammenhang mit der Renaturierung gab, unabhängig von der Intensität der Störung. Schließlich haben alle vier Renaturierungsmethoden, die wir in unserem Experiment getestet haben, den Pflanzenartenreichtum nach zwei Jahren deutlich erhöht. Alles in allem ist die vorliegende Arbeit ein Beitrag zu dem relativ jungen Forschungsgebiet der Renaturierungsökologie mit evidenzbasierten Empfehlungen und kommt zum richtigen Zeitpunkt innerhalb des UN-Jahrzehnts zur Renaturierung (UN decade on restoration).


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Slodowicz, D., Humbert, J. Y., & Arlettaz, R. (2019). The relative effectiveness of seed addition methods for restoring or re-creating species rich grasslands: a systematic review protocol. Environmental evidence, 8(1), 1-7. https://doi.org/10.1186/s13750...
Stöckli, A., Slodowicz, D., Arlettaz, R., & Humbert, J. Y. (2021). Transfer of invertebrates with hay during restoration operations of extensively managed grasslands in Switzerland. Journal of insect conservation, 25(1), 189-194.https://doi.org/10.1007/s10841...