Forschungspreis 2020 Herausforderungen für den Schutz von Wachtelköniglebensräumen in bewirtschafteten Auenwiesen

Der Forschungspreis wird an Frau Susanne Arbeiter von der Universität Greifswald verliehen. Ihre Dissertation trägt den Titel „Challenges for the conservation of Corncrake Crex crex breeding habitats in managed floodplain meadows” und widmet sich der Ökologie des Wachtelkönigs. Dieser europaweit geschützte, bodenbrütende Vogel lebt im Verborgenen und ist sehr selten. Aufgrund seines späten Brutzeitpunktes ist er durch die Nutzung der Wiesen grossräumig bedroht. Frau Arbeiter hat den Vogel auf den Auenwiesen im Nationalpark Unteres Odertal mittels verschiedener, raffinierter Methoden untersucht. Der ausreichende Schutz der Brutplätze vor der Mahd und die gleichzeitig angemessene landwirtschaftliche Nutzung der Biotope sind eine Gratwanderung. Darauf richtet Susanne Arbeiter einen Schwerpunkt ihrer Forschung. Dank ihrer Erkenntnisse kann sie am Ende eine breite Palette praxistauglicher Vorschläge für einen effektiveren Wachtelkönigschutz präsentieren. Dazu gehören zum Beispiel die fachkundige Beratung der Landwirte und das Belassen von mindestens zehn Meter breiten Schutzstreifen bei Flächen, die vor dem 15. August gemäht werden müssen.
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Im landwirtschaftlich genutzten Grünland bestimmen der Zeitpunkt und die Intensität der Bewirtschaftung in hohem Maße den Bruterfolg von bodenbrütenden Vogelarten. Aufgrund ihrer späten und langen Brutzeit sind Wachtelkönige Crex crex besonders durch häufige Mahd gefährdet, die eine Zerstörung von Nestern, eine erhöhte Jungvogelsterblichkeit und den Verlust von Lebensraum zur Folge hat.

Ziel dieser Dissertation war es, Kenntnisse über bevorzugte Habitateigenschaften sowie erfolgreiche Schutzmaßnahmen im Zusammenhang mit der Grünlandnutzung zu gewinnen, um daraus Vorschläge für den Erhalt von Wachtelköniglebensräumen in Auenwiesen abzuleiten. Untersuchungsgebiet war der Nationalpark Unteres Odertal, der den größten Wachtelkönigbestand Deutschlands beheimatet. Die Studie umfasste zwei Zeiträume, vor (1998-2000) und nach (2012-2015) der Einführung von neuen Schutzmaßnahmen.

Der Ausgangszustand von Pflanzen und bodenbewohnenden Wirbellosen (vertreten durch Laufkäfer und Spinnen) wurde 2018 erhoben, d. h. ein Jahr vor der Renaturierung. Im Frühsommer 2019 haben wir 48 Wiesen renaturiert und zusätzlich Proben von Wirbellosen aus dem Heu der Mahdgutübertragung genommen. Ein Jahr nach der Renaturierung (2020) haben wir erneut Erhebungen zu Wirbellosen und zwei Jahre nach der Renaturierung (2021) haben wir erneut Vegetationserhebungen auf den renaturierten und den Kontrollwiesen durchgeführt.

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Je produktiver eine Rasse ist, desto selektiver wählt sie ihre Futterpflanzen aus. Die produktiven Rinder verzehren vor allem nährstoffreiche, leicht verdauliche Futterpflanzen, wohingegen die Extensivrinder auch Borstgras, Disteln und andere unattraktive Pflanzen fressen. Dadurch verringern sie die Dominanz von Problempflanzen. Das fördert sowohl die Futterqualität als auch die Artenvielfalt der Weide, denn auf den Weiden der produktiven Rinder verdrängen Problempflanzen häufiger andere Arten. Ausserdem nutzen die extensiven Hochlandrinder die Weidefläche besonders gleichmässig. Sie halten sich öfter als die produktiven Rassen an steilen Flächen mit geringer Futterqualität auf. So entstehen auf den Hochlandrinder-Weiden weniger artenarme Lägerstellen.

Schliesslich trägt auch das Fell der Hochlandrinder zur hohen Artenvielfalt der Weiden bei. Viele Wiesenpflanzen, die ihre Samen im Fell von Tieren ausbreiten, sind seit dem fast vollständigen Verlust der Wanderschäferei gefährdet. Das lange, wollige Fell der Hochlandrinder, in dem Pflanzensamen gut haften, leistet hier einen wertvollen Beitrag zur Biotopvernetzung.

Die Meta-Analyse hat gezeigt, dass die Saatgutquelle bei der Wiederherstellung von Grünland eine wichtige Rolle spielt, während unterschiedliche Intensitäten der Bodenstörung oder verschiedene Ansaatmethoden (in Form von Mahd- oder Saatgut) keine Rolle auf die Pflanzenvielfalt spielen. Wir haben auch festgestellt, dass nur wenige Renaturierungsstudien sich mit Invertrebraten auseinandergesetzt haben. Mit den Renaturierungssexperimenten konnten wir zeigen, dass Wirbellose erfolgreich mit dem Mahdgut übertragen werden können und dass es keine mittelfristigen negativen Auswirkungen auf die bodenbewohnende Wirbellosengemeinschaft aufgrund von Bodenstörungen im Zusammenhang mit der Renaturierung gab, unabhängig von der Intensität der Störung. Schließlich haben alle vier Renaturierungsmethoden, die wir in unserem Experiment getestet haben, den Pflanzenartenreichtum nach zwei Jahren deutlich erhöht. Alles in allem ist die vorliegende Arbeit ein Beitrag zu dem relativ jungen Forschungsgebiet der Renaturierungsökologie mit evidenzbasierten Empfehlungen und kommt zum richtigen Zeitpunkt innerhalb des UN-Jahrzehnts zur Renaturierung (UN decade on restoration).


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Slodowicz, D., Humbert, J. Y., & Arlettaz, R. (2019). The relative effectiveness of seed addition methods for restoring or re-creating species rich grasslands: a systematic review protocol. Environmental evidence, 8(1), 1-7. https://doi.org/10.1186/s13750...
Stöckli, A., Slodowicz, D., Arlettaz, R., & Humbert, J. Y. (2021). Transfer of invertebrates with hay during restoration operations of extensively managed grasslands in Switzerland. Journal of insect conservation, 25(1), 189-194.https://doi.org/10.1007/s10841...