In diesem Amphibienmonitoring werden kantonsweit rund 1500 Laichgebiete mit bekannten bzw. potenziellen Amphibienvorkommen überwacht. Amphibien-Kenner:innen besuchen pro Jahr eine Stichprobe aus über 300 Laichgebieten und dokumentieren die auftretenden Arten sowie der Zustand der Gewässer systematisch. Diese jährliche Stichprobe ist eine Mischform aus flächendeckender Kartierung gewisser Teilgebiete (5-Jahres-Turnus), einer kantonsweiten Zufallsstichprobe sowie einigen Gewässern, die im Sinne einer Erfolgskontrolle jährlich erhoben werden.

Abb2 Stichprobe

Die Abteilung Landschaft und Gewässer des Kantons Aargau hat die Hintermann & Weber AG mit der Koordination dieses umfangreichen Monitorings beauftragt, d.h. wir legen die Jahresstichprobe fest, fragen die ehrenamtlichen Feldmitarbeitenden an und betreuen diese während der Feldsaison sowohl fachlich als auch organisatorisch. Wir überwachen den Rücklauf der Daten und sind Schnittstelle für die Dateneingabe durch info fauna karch. Die erhobenen Daten werden aufbereitet und für die Berechnung von Kennzahlen zur Entwicklung der Amphibienvorkommen verwendet. Weitere Informationen dazu finden sich unter diesem Link (hier). Im Auftrag des Naturmuseums naturama Aargau führen wir zudem regelmässig Amphibienbestimmungskurse durch. Diese leisten einen wichtigen Beitrag dazu, den Pool an freiwilligen Mitarbeitenden für das Monitoring aufrecht zu erhalten.

Der umfangreiche Datensatz aus mittlerweile über 25'000 Artnachweisen seit 1999 dient der kantonalen Fachstelle als Grundlage für die tägliche Arbeit wie beispielsweise der Planung von Aufwertungs- /Fördermassnahmen samt nachgelagerter Wirkungskontrolle oder der Beurteilung der Folgen von Bauvorhaben etc. Die Daten werden aber auch für wissenschaftliche Auswertungen verwendet. So wurde beispielsweise mit einem neu entwickelten statistischen Modell untersucht, welche Wirkung die Wasserfrosch-Konkurrenz auf die lokalen Bestandesgrössen von Kreuzkröten, Gelbbauchunken und Geburtshelferkröten hat. Die letzteren beiden zeigten tatsächlich signifikant kleinere Populationsdichten, wenn am selben Gewässer auch Wasserfrösche vorkamen (Roth et al. 2016 und Bühler et al. 2017).

Abb4 1171 GBU INSIDE

In einer Metapopulations-Analyse mit dem Aargauer Datensatz konnte gezeigt werden, dass Populationen vor allem in Gebieten zunahmen, wo überdurchschnittlich viele neue Gewässer angelegt wurden (Moor et al. 2022). Vertieftere Analysen zeigten, dass sowohl die Eigenschaften der neuen Gewässer wie auch ihre räumliche Lage massgebend sind für eine Besiedelung durch Zielarten. So nahm die Wahrscheinlichkeit einer Neubesiedlung mit zunehmender Gesamt-Wasserfläche eines Laichgebiets bei allen Zielarten ausser der Gelbbauchunke zu. Für Kreuzkröten, Gelbbauchunken, Kamm- und Teichmolch war zudem ein schwankender Wasserspiegel, d.h. ein gelegentliches Austrocknen des Gewässers, ein wichtiger Faktor. Und für alle Zielarten war für die Neubesiedlung entscheidend, in welcher Distanz es bereits Vorkommen der Art gab (Moor et al. 2024). Dank solcher Analysen lassen sich also konkrete Empfehlungen für die Naturschutzpraxis ableiten.

Publikationen

Die folgenden Publikationen wurden mit dem Datensatz aus dem Amphibienmonitoring Aargau (Auswahl) erstellt:

  • Roth T., Bühler C., Amrhein V. (2016): Estimating Effects of Species Interactions on Populations of Endangered Species. The American Naturalist, 187(4), 457-467. https://doi.org/10.1086/685095
  • Bühler C., Roth T., Amrhein V. (2017): Verdrängen Seefrosch und Teichfrosch gefährdete Amphibienarten? KBNL Inside 2017/3
  • Moor H., Bergamini A., Vorburger C., Holderegger R., Bühler C., Egger S., Schmidt B. R. (2022). Bending the curve: Simple but massive conservation action leads to landscape-scale recovery of amphibians. Proceedings of the National Academy of Sciences, 119(42), e2123070119. https://doi.org/10.1073/pnas.2123070119
  • Moor H., Bergamini A., Vorburger C., Holderegger R., Bühler C., Bircher N., & Schmidt B. R. (2024). Building pondscapes for amphibian metapopulations. Conservation Biology, e14165. https://doi.org/10.1111/cobi.14281