Der Verlust der biologischen Vielfalt gehört zu den grössten ökologischen Herausforderungen unserer Zeit. Doch was genau verändert sich – und wie? Eine neue Studie in Aqua und Gas von den Autoren Nicolas Martinez, Enrica Steiner, Tobias Roth, Christiane Ilg und Nele Schuwirth liefert spannende neue Erkenntnisse auf diese zentrale Frage.

Analysiert wurden dabei zehn aquatische und terrestrische Artengruppen auf Basis der Daten aus zwei nationalen Monitoringprogrammen (BDM und NAWA). Die Resultate zeigen einen vielschichtigen Trend: 

Die Artenvielfalt innerhalb einzelner Lebensräume (sog. α-Diversität) hat in vielen Gruppen in den letzten 15 Jahren zugenommen. Gleichzeitig ist die Vielfalt zwischen verschiedenen Lebensräumen (β-Diversität) aber mehrheitlich zurückgegangen.

Die Kernergebnisse:

  • In sieben von zehn Artengruppen ist die α-Diversität angestiegen: Es kommen lokal mehr Arten vor als früher.
  • Gleichzeitig sinkt oder stagniert die β-Diversität in vielen Gruppen: Die Artengemeinschaften ähneln sich zunehmend – ein Zeichen für eine Homogenisierung der Artengemeinschaften.

  • Die Zunahme betrifft vor allem einheimische, häufige, anpassungsfähige und robuste Arten.

  • Seltene und mittelhäufige Arten bleiben hingegen weiterhin selten oder nehmen sogar ab.


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Diese gegenläufige Entwicklung – mehr Arten an einzelnen Standorten, aber eine Vereinheitlichung der Lebensräume insgesamt – zeigt, dass ein reines „Mehr“ an Arten nicht automatisch auf eine positive Biodiversitätsentwicklung hinweist. Vielmehr verdeutlichen die Ergebnisse, dass die Vielfalt an Lebensräumen und spezialisierten Arten gezielt geschützt und gefördert werden muss, um langfristig funktionierende Ökosysteme zu erhalten.

Gleichzeitig zeigt die Studie, wie wertvoll verlässliche Daten aus unterschiedlichen Lebensräumen für die Analyse solcher grösserer ökologischer Muster sind.

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