Analyse

Für die Analyse wurden Daten der Monitoringprogramme NAWA (Nationale Beobachtung der Oberflächengewässerqualität) und BDM (Biodiversitätsmonitoring Schweiz) verwendet. Beide Programme untersuchen im Abstand von vier bzw. fünf Jahren rund 600 Fliessgewässer in der Schweiz. Beide Monitoringprogramme erfassen den biologische Zustand von Fliessgewässer anhand von Gewässerinsekten gemäss der standardisierten IBCH-Methode, wobei die Eintags-, Stein- und Köcherfliegen auf Artniveau bestimmt werden. Zusätzlich werden die zwei Indikatoren "Äusserer Aspekt" und "Ökomorphologie" erhoben, welche die abiotische Wasserqualität und die Qualität der Gewässerstruktur beschreiben. Während der Indikator Äusserer Aspekt beispielsweise Informationen zu Schlamm, Trübung und Abfällen liefert, beschreibt die Ökomorphologie strukturelle Merkmale wie der Verbauungsgrad und die Naturnähe der Ufer. In der Untersuchung wurden insgesamt 578 Probestellen der beiden Monitoringprogrammen aus den Jahren 2010 bis 2022 analysiert. Die Daten wurden getrennt nach Monitoringprogramm und Höhenstufe ausgewertet, wobei zeitliche Trends für den IBCH-Index sowie die Indikatoren Äusserer Aspekt und Ökomorphologie untersucht wurden. Zudem wurde bei Probestellen mit veränderter Ökomorphologie anhand von Fotodokumentationen geprüft, ob dort Revitalisierungsmassnahmen durchgeführt wurden.

Abbildung 3 Ruiss 2010

Ergebnisse und Schlussfolgerung

Die Ergebnisse zeigen eine leichte Zunahme des IBCH-Index in beiden Monitoringprogrammen (s. Grafik). Die Indikatoren Äusserer Aspekt und Ökomorphologie blieben insgesamt weitgehend unverändert. An Stellen, an denen gezielte Revitalisierungsmassnahmen umgesetzt wurden (ca. 3 % der Daten), konnten hingegen Verbesserungen der Ökomorphologie sowie des IBCH-Index festgestellt werden. Dabei werden einige dieser positiven Einzelfälle in der Publikation der Untersuchung beschrieben, wie zum Beispiel die Revitalisierung des Ruisseau de Boécourt im Kanton Jura, welche sich sowohl in den Strukturbewertungen als auch in den Artenzahlen der Gewässerinsekten positiv spiegelt.

Hauptaussage der Untersuchung ist, dass nach knapp 15 Jahren Laufzeit in den nationalen Monitoringprogrammen erste Hinweise auf die positiven Effekte der Gewässerschutzmassnahmen erkennbar sind. Diese Verbesserungen sind jedoch punktuell und werden von den Auswirkungen des Klimawandels überlagert. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass der Anteil an Gewässerstellen mit einer strukturellen Verbesserung noch relativ gering ist. Dies erstaunt nicht, da bislang erst 4% der vorgesehenen Revitalisierungsprojekte umgesetzt wurden. Um schweizweit einen messbaren Effekt zu erzielen, sind daher noch weitere grosse Anstrengungen notwendig. Das langfristige Ziel ist, bis 2090 4’000 km Fliessgewässer zu revitalisieren - zum jetzigen Zeitpunkt sind erst 160 km umgesetzt. Interessanterweise könnte auch der Biber einen Beitrag zu den Verbesserungen der Gewässer leisten. So haben sich an sechs Stellen, an denen sich die Tiere neu angesiedelt haben, sämtliche Indikatoren verbessert.