Forschungspreis 2017 Ausmass und Ursachen des Rückgangs der Feuersalamander-Populationen in der Nordschweiz

Der diesjährige Preis geht an Sarah Bänziger von der Universität Zürich. Die Preisträgerin hat in ihrer Masterarbeit die Bestandsentwicklung des Feuersalamanders in Gewässern der Nordschweiz untersucht. Hierfür hat sie 115 Bäche, die schon in den Jahren 2003 und 2004 im Rahmen der Feldarbeit für die Rote Liste untersucht wurden, nochmals nach Larven des Feuersalamanders abgesucht. Nachdem schon die Rote Liste eine starke Abnahme des Feuersalamanders seit 1900 um 26% verzeichnet hat, konnte Sarah Bänziger erneut einen starken Rückgang der besetzten Gewässer um 27% belegen.

Sarah Bänziger wollte aber vor allem den Ursachen dieser beunruhigenden Entwicklung auf die Spur kommen. Hierfür hat sie an den untersuchten Gewässern zahlreiche Parameter erhoben, die für eine Erklärung in Frage kommen. Die Preisträgerin konnte aufzeigen, dass sowohl aquatische als auch terrestrische Faktoren im weiteren Umfeld der Bäche die Bestandeseinbussen erklären. Während in der zweiten Zeitperiode ab 2003 aquatische Faktoren wie die Ökomorphologie des Gewässers, das Vorkommen von Fischen oder die Beschaffenheit und das Substrat im Gewässer den Ausschlag gaben, waren es in der ersten Periode bis 2003 terrestrische Faktoren, namentlich das Angebot an Totholz. Dass in den beiden untersuchten Zeitabschnitten unterschiedliche Faktoren den Rückgang erklären konnten, ist etwas überraschend aber für das Verständnis der laufenden Prozesse wichtig.

Sarah Bänziger liefert mit ihrer Forschungsarbeit wichtige Grundlagen um den in der Schweiz und Europa einzigartigen aber gefährdeten Feuersalamander zu erhalten. Von den ermittelten Faktoren sind für Förderungsmassnahmen besonders das Totholzangebot und die Präsenz von Fischen von Relevanz. Sie lassen sich recht einfach steuern, z.B. indem auf den unnötigen Besatz mit Sömerlingen in Larvengewässern des Salamanders verzichtet wird. Trotz oder gerade wegen neuer Bedrohungen für den Feuersalamander (jüngst ist ein Chytridpilz in die Schlagzeilen geratenen, der in Belgien und den Niederlanden Feuersalamander-Populationen schon stark dezimiert hat) ist es wichtig, seine Lebensraumansprüche und Förderungsmöglichkeiten genau zu kennen.


Zusammenfassung der Arbeit

Th salsal 10 05 2014 arlesheim 01

Der Verlust der Artenvielfalt prägt das Anthropozän. Ein wichtiger Teil dieses Biodiversitätsverlusts ist der Verlust von Populationen einer Art, denn dies ist der erste Schritt auf dem Weg zum Aussterben der Art. Dabei ist es auch wichtig zu wissen, ob die Verlustraten zunehmen, schwächer werden oder konstant bleiben. Dies kann man feststellen, wenn man die Verbreitung wiederholt zu mehreren Zeitpunkten untersucht. Neben dem Ausmass und der Veränderung der Verlustraten ist es auch wichtig, die Ursachen für den Verlust zu untersuchen.

Der Feuersalamander (Salamandra salamandra) ist eine Amphibienart, welche kürzlich unter einem grossen Populationsrückgang mit unbekannten Ursachen gelitten hat. In dieser Arbeit wurden neue Daten zur Verbreitung gesammelt und untersucht, ob der Rückgang weitergeht, wie stark der Rückgang ist und was die Ursachen sind. Die Verbreitung des Feuersalamanders wurde in den Jahren 2003 und 2004 in der Schweiz an 137 Bächen untersucht, indem Präsenz/Absenz (1/0) Daten von Larven gesammelt wurden. 115 Bäche in der Nordschweiz wurden noch einmal besucht und Präsenz/Absenz Daten gesammelt, um die Besetzungs-, Aussterbe- und Kolonisierungsrate berechnen zu können.

Th Standort 64 10
Sg 2012 03 23 Marais de Damphreux JU 2

Die Resultate der Analyse zeigen, dass die Anzahl der besetzten Standorte weiterhin zurückgeht. Jedoch wurden auch an Orten, wo in den Jahren 2003/2004 keine Larven vorgekommen sind, Larven gefunden. Der Grund dafür könnte eine Wiederbesiedlung sein. Sowohl terrestrische als auch aquatische Faktoren haben die Besetzungsrate beeinflusst: In der ersten Aussterbeperiode – bis im Jahr 2003 – haben terrestrische Faktoren im weiteren Umfeld des Baches wie Totholz oder kleinere Strassen die Besetzungsrate am besten erklärt, während in der zweiten Aussterbeperiode – von 2003/2004 bis 2016 – aquatische Faktoren wie Charakteristika des Baches, Vorhandensein von Fischen oder die Art des Bodensubstrates für die Aussterberate entscheidend waren.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Daten über das aquatische und terrestrische Habitat für die Verbesserung von Schutzprogrammen einbezogen werden sollten und dass der Trend des Rückgangs des Feuersalamanders mehr oder weniger unverändert weitergeht.